Die EZB und die Deutsche Nationalbank haben ihre Bewertungen dazu nahezu gleichzeitig publiziert. Der Tonfall bei den niedrigsten Zinssätzen ist eindeutig unterschiedlich, die Risikobetrachtung ist vergleichbar. Das seit vielen Jahren äußerst niedrige Zinsniveau ist wahrscheinlich eines der größten Gefahren für die Finanzmarktstabilität. In der Presseerklärung der EZB zum regelmäßigen Bericht über die Finanzmarktstabilität wird das Problem der niedrigen Zinssätze jedoch überhaupt nicht angesprochen.
Der Präsident Constâncio gibt nur auf Anfrage zu, dass eine rasche Veränderung der Leitzinsen eines der Risikofaktoren in der Eurozone ist. Allerdings wies der stellvertretende EZB-Vizepräsident sofort darauf hin, dass die äußerst niedrigen Leitzinsen nicht nur eine Konsequenz der Zentralbankpolitik sind, sondern dass die Realzinsen auch sehr tief sind. Darüber hinaus ist das Hauptmandat der EZB die Wahrung der Marktpreisstabilität und nicht der Finanzmarktstabilität.
Constâncio erklärte zur Bestätigung, dass es in Europa keine allgemeine Überschätzung der Vermögenswerte gäbe und dass die Kredite der Kreditinstitute nach wie vor verhalten seien. Deutlich anders ist der Ton bei der Europäischen Zentralbank, die am vergangenen Donnerstag auch ihren Financial Stability Report 2017 veröffentlicht hat. Nach Angaben der Geldbehörde können die nach wie vor tiefen Zinssätze und das starke Wachstum der Wirtschaft dazu beitragen, dass die Gefahren zu unterschätzen sind.
Im Inland sind die Zinsänderungsrisiken besonders hoch, da die Businessmodelle vieler Kreditinstitute eng am Zinsertrag ausrichten. Bedingt durch das extrem niedrige Zinsniveau gingen die Einnahmen im traditionellen Depot- und Aktivgeschäft signifikant zurück. Darüber hinaus belasteten die von der EZB beschlossenen Leitzinsen die Rentabilität der Kreditinstitute weiter.
Im Jahr 2016 lagen die dt. Kreditinstitute mit einer Eigenkapitalrentabilität von nur 2,1% nach Angaben der Deutsche Bank im Europavergleich am untersten Ende der Skala. Mit einer Eigenkapitalrentabilität von nur 2,1% im Jahr 2016 lagen sie nach Angaben der Dt. Sollte die Tiefzinsphase überraschend lange andauern, geht die Deutsche Bank davon aus, dass insbesondere kleine und mittlere Kreditinstitute und insbesondere Lebenserstversicherer noch stärkerer Belastung ausgesetzt sein werden. Auf jeden Fall haben sie jetzt größere Beweggründe, größere Gefahren auf sich zu nehmen - zum Beispiel durch Investitionen in risikoreichere Papiere.
Es ist auch wahrscheinlich, dass es riskant ist, wenn die Zinssätze rasch und kräftig ansteigen, wie sowohl die EZB als auch das Land der EZB. In den letzten Jahren hatten deutsche Institutionen ihre Reifetransformation verlängert, um die Ertragslage in einer Zeit sehr niedrigen Zinsniveaus zu unterlegen. Dazu wurden die Fälligkeiten und Zinsbindungen der Darlehen erhöht.
In der EZB werden gegenwärtig vier Hauptrisiken gesehen. Zum einen könnte es zu einer raschen Aufwertung der Vermögenswerte an den Finanzmärkten kommen, z. B. durch sich abzeichnende weltpolitische Risken oder veränderte Wachstums- und/oder Inflationserwartungen. Die Risikoaufschläge und die Marktvolatilität sind zurzeit äußerst gering. Die EZB ist daher bestrebt, mehr Risiko einzugehen.
Allerdings erwartet das Institute eine sehr gute Einschätzung von Anlagekategorien wie z. B. Aktien vor allem in den USA und weniger in der Eurozone. Zum anderen würden die Kreditinstitute weiterhin vor Gewinnherausforderungen stehen. Obwohl sich diese durch höhere Erträge außerhalb des Aktivgeschäfts verbessern konnten, gibt es nach wie vor große Differenzen in der Bewertung der Kreditinstitute, der Kursentwicklung und den Ergebnisaussichten.
Auch die notleidenden Kredite waren in einigen Ländern weiterhin ein Nachteil. Verschiedene Strukturherausforderungen würden die Gewinnaussichten für die Kreditinstitute beeinträchtigen, wie z. B. Überkapazitäten, fehlende Gewinndiversifizierung und ineffizientes Kostenmanagement. Die EZB sagt jedoch kein Wort darüber, dass die äußerst niedrigen Zinssätze und nicht zuletzt die Strafzinssätze für die Kreditinstitute auch einen starken Einfluss auf die Rentabilität der Institutionen haben.
Drittes Argument: Der in einigen Staaten zu beobachtende Anstieg der öffentlichen und privaten Schulden gibt Anlass zur Sorge über die Nachhaltigkeit der Schulden. Verursacht durch einen Zinssatzschock in Gestalt von rasch und deutlich ansteigenden Zinssätzen könnten sich die Umfinanzierungskosten der hoch verschuldeten Länder ausweiten. Die EZB identifiziert viertes Mal Risikopotenzial bei Anlagefonds. Sie hatten ihre Risikopotenziale in den letzten Jahren durch vermehrte Investitionen in mäßig bewertete Schuldtitel vergrößert.
Auch die Deutsche Bank ist besorgt, dass die Renditetauglichkeit des gesamten Finanzsektors überbewertet werden könnte. Vor allem der Wohnimmobilienmarkt ist ein wichtiger Bereich für die Systemstabilität, da seine Finanzierungen die Hälfe aller Kredite von Kreditinstituten an die Privatwirtschaft in Deutschland ausmachen und für mehr als zwei Dritteln der Schulden last der privaten Haushalten ausmachen.
Gemäß der Musterkalkulation der Bundesbank wurde die Wohnimmobilie im Jahr 2016 um 15 bis 30% überschätzt. Obwohl die Deutsche Bank die Risikobegrenzung bei der Finanzierung von Wohneigentum aufgrund der unauffälligen Entwicklung der Kreditwachstums- und Kreditstandards nach wie vor für gering hält, könnte dem Aufschwung ein Ende in Tränen ausbrechen.
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